Aus der Schwänkesammlung „Schimpf und Ernst“ (um 1522) des Franziskanerpredigers Johannes Pauli bringen wir zum Einstand in das Neue Jahr ein Beispiel von Betrug und Rechtsprechung im Mittelalter:
[Ein Pferd ging über keinen Baum (keine Brücke) hinaus.]
Es kauff einer uff ein mal ein roß von einem, und sprach zů im. Gůter gesel weistu etwas gebrestens an im die heimlich sein, so sag si mir, das ich nit verfahr, ich bin ein armer knecht. Der roßtüscher sprach, ich weiß kein gebresten an im, dan das es nit über die böm uß gat. Der gesel sprach, ich wil es uber keinen baum uß reiten, und kaufet im das roß ab, und bezahlt es. Da er zů der stat wil uß reiten, solt er es erstochen haben, so kunt er das pferdt nit uber di bruck zů dem thor hinuß bringen, da was die bruck gemacht von bömen, als man dan thůt, und uber die böm ging es nit. Da meint aber der, der das roß kaufft het, es gieng nit uner die böm uß die auff recht stünden, und nam den roßtüscher mit recht für, und ward mit recht erkent, das es ein betrug wer. Und der roßtüscher solt dem sein gelt widergeben, und solt er sein roß nemen, das was ein recht urteil. (Fraus nulli debet patrocinari.) Beschiß und falschheit sol niemans zů hilff kumen. Ja sprechen die leien. Wer da kaufft. Der lůg wie es laufft. Es ist ein ieglicher roßtüscher oder wer ein fich verkaufft schuldig bei seiner selen seligkeit, sagen die lerer der heiligen geschrifft, auch die iuristen, zů offenbaren die gebresten der thier die heimlich sein, die man nit sehen noch greiffen kan. Aber bresten die man sehen kan und offenbar sein die bedarff man nit zögen, einer lůg selbs was er zůschaffen hab, würt darüber einer betrogen mit heimlichen gebresten, das ist der verkauffer schuldig wider zůkeren wan er hat wider brüderliche liebe gehandlet, und einem andren gethon, das er nit wolt das man im das thet. (Cum bona ratione. etc.)
Wir wünschen unseren Klienten, Freunden und Partnern ein erfolgreiches und glückliches Neues Jahr 2018!
MS